Im gemeinsamen Haus
Der HDI hatte am Riethorst seine neue Hauptverwaltung gebaut; die beiden Rückversicherer arbeiteten nun im selben Gebäude mit der Konzernmutter. Allerdings war die räumliche Nähe nicht unproblematisch: Man saß jetzt zusammen im Gebäude des HDI, der ein ernst zu nehmender Mitbewerber der deutschen Zedenten von Eisen und Stahl und Hannover Rück war.
Das starke Wachstum der Eisen und Stahl hielt an. Von 1974 bis 1984 erhöhten sich die Beitragseinnahmen von 188,2 Mio. DM auf 502,0 Mio. DM. Auch der HDI wuchs in dieser Zeit kräftig und brauchte in seiner Hauptverwaltung am Riethorst entsprechend mehr Platz für eigene Mitarbeiter. Einige Abteilungen von Eisen und Stahl und Hannover Rück mussten daher zwischenzeitlich in anderen Bürogebäuden in Hannover untergebracht werden. So wurde 1981 die komplette erste Großraumetage bei der seinerzeitigen Magdeburger Versicherung (heute Gebäude Swiss Life Select) angemietet. Untergebracht war dort das gesamte Rechnungswesen der beiden Gesellschaften sowie der Vorstand Walter-Heinz Kirchner, der unter anderem für das Rechnungswesen und die IT zuständig war. Für die Mitarbeiter gab es eine um 15 Minuten verlängerte Mittagspause, um die Zeit für den Weg zur Kantine des HDI auszugleichen.
Wie sehr beide Rückversicherer zu diesem Zeitpunkt noch getrennt agierten, zeigt ein Blick auf die Organisation der Arbeit in dem Ausweichquartier. Das Großraumbüro war durch einen breiten Mittelgang getrennt: Auf der einen Seite saßen die Mitarbeiter der Eisen und Stahl, auf der anderen Seite die Mitarbeiter der Hannover Rück. „Es war damals nicht gern gesehen, wenn man sich mit den Kollegen von der anderen Seite austauschte“, erinnerte sich Wilfried Haugwitz, seit 1981 bei der Eisen und Stahl.
Der Vorstand entschied sich angesichts der Raumknappheit zum Bau eines eigenen neuen Verwaltungsgebäudes. Geplant wurde ein Bürogebäude an der Karl-Wiechert-Allee für eine Anzahl von 400 Mitarbeitern. Diese waren zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht vorhanden. Man wollte also „auf Zuwachs“ bauen. Als die Pläne dann endgültig verabschiedet werden sollten, vertrat der Aufsichtsrat die für den Vorstand überraschende Meinung, das Gebäude sei zu groß. Ein Argument: Man müsse sich davor schützen, dass Vagabunden sich in leer stehenden Teilen des neuen Gebäudes einnisteten. Daher bat man die beauftragten Architekten (Bahlo, Köhnke, Stosberg/BKS) um einen neuen Entwurf für nur noch 250 Mitarbeiter. Die Architekten konzipierten ein völlig neues Bürogebäude, das dann genehmigt wurde. Der Einzug in das neue Verwaltungsgebäude wurde am 7. April 1984 von der Belegschaft und deren Familien mit einer großen Einzugsparty gefeiert.
Im neuen Gebäude ergab sich auch allmählich eine räumliche Annäherung der Mitarbeiter von Eisen und Stahl und Hannover Rück. So waren auf den längeren Fluren verschiedene Bereiche der beiden Unternehmen direkt benachbart. Schon beim Einzug war klar, dass die Auslastung des neuen Gebäudes fast 100 Prozent betrug. Sofort wurde ein zweiter Bauabschnitt in Auftrag gegeben, der dann 1988 bezogen werden konnte. Weil die beiden Rückversicherer so stark wuchsen, wurden vier weitere Bürogebäude in der Nachbarschaft angekauft oder gemietet und schließlich 1995 ein dritter Bauabschnitt fertiggestellt.
Den Anbauten fielen die Tennisplätze zum Opfer, die 1984 die große Attraktion des Neubaus gewesen waren. Hier konnten alle Mitarbeiter kostenlos spielen – allerdings möglichst außerhalb der Kernarbeitszeit, wie der Vorstand hervorhob.
Der Vorstand sorgte sich auch sonst um den korrekten Auftritt der Beschäftigten. Wenn sie beruflich viel reisen mussten, konnten sie sich die Kosten für den Kauf eines neuen Koffers von der Personalabteilung erstatten lassen. Damit sollte sichergestellt werden, dass alle Mitarbeiter der E+S Rück mit vorzeigbarem Gepäck reisten.