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Büro­alltag in den 1980er-Jahren – Beginn des PC-Zeit­alters

Der Weg ins Zeitalter der Digitalisierung war lang – auch bei der Eisen und Stahl. Anfang der 1980er-Jahre sah der Arbeitsalltag vollkommen anders aus als heute. Herbert K. Haas, damals Assistent von Vorstand Udo Schubach, erinnert sich an seinen ersten Arbeitstag im Unternehmen am 1. August 1982:  

„In einem kleinen Raum standen zwei zusammengeschobene Schreibtische. Dichter Zigarettenrauch lag in der Luft. Mein Hauptarbeitsgerät war eine Schreibmaschine, auf der alles mit drei Durchschlägen getippt wurde. Die größte technische Innovation stellte damals die IBM-Kugelkopf­schreib­maschine mit Korrekturband dar – die bekamen aber nur die Vorstands­sekretärinnen. Und wenn man ein Ferngespräch führen wollte, musste das von den Vorgesetzten genehmigt werden, weil es so teuer war.“

Pro Raum gab es ein Telefon, das sich dann zwei oder drei Kollegen mittels eines Schwenkarms teilten. Telefonieren konnte man nur intern, eine Verbindung nach draußen musste man sich von der Zentrale geben lassen. Diese hatte eine freigegebene Liste der Geschäftspartner. Nicht selten wurden die Mitarbeiter vor der Verbindung nach dem Zweck des Telefonats gefragt.  

In der Vertragsabteilung gab es bis 1983/84 überhaupt keine Computer-Bildschirmgeräte. Die Erfassung der Vertragsdaten erfolgte nach abgeschlossener Erneuerung per Formular, das bei der IT abgegeben wurde und dann von „Datentypistinnen“ in einen zentralen Rechner eingegeben wurde. Für die Anforderung von Listen, Statistiken und sonstigen Auswertungen aus dem Zentralrechner musste ebenfalls ein Formular ausgefüllt werden. Am nächsten Tag konnte man sich das gewünschte Ergebnis dann ausgedruckt aus dem Fach abholen. Personal Computer (PC) waren damals noch kaum verbreitet.  

1982 startete dann bei der Eisen und Stahl das PC-Zeitalter. Dafür steht wie kein anderer der Name Eberhard Müller. Der Mathematiker wurde in diesem Jahr auf die Hannover Messe geschickt, wo es die ersten „echten" Kleincomputer zu sehen gab. Müller erinnerte sich:

„Da stand es dann, mein ‚Traumgerät‘, ein Sharp PC 1500, so groß wie eine 300-Gramm-Tafel Schokolade, vollumfänglich Basic-programmierbar, mit einem Kassettenrecorder als Speichermedium und als Krönung einem vierfarbigen Plotprinter, auf dessen ‚Kassenstreifen‘ man auch so wunderbare Dinge wie den Biorhythmus ausdrucken konnte. Und das Ganze für etwa tausend Deutsche Mark – das musste ich haben! Also habe ich das Gerät mit dem Segen von Claus Bingemer bei Trend-Data bestellt, flugs einige Basic-Programme geschrieben (unter anderem Chain-Ladder-Hochrechnung zur Reserveschätzung) und mich voller Elan auf die anstehenden Aufgaben gestürzt, wie zum Beispiel eine Cashflow-Analyse zur Lloyd-Continental-Automobilquote aus Frankreich. Nur leider war mir zu diesem Zeitpunkt nicht klar, dass auf Fragen für Underwriting-Entscheidungen umgehend, spätestens aber am nächsten Tag eine Antwort erwartet wurde. So schrieb ich erst mal ein paar Basic-Programme für Cashflow-Analysen, rechnete alles sorgfältig mit diversen Annahmen durch und kam nach 14 Tagen stolz mit einer 18-seitigen Ausarbeitung mit dem Titel „Aspekte einer zeichnungsjahrbezogenen Cashflow-Analyse, dargestellt am Beispiel der Lloyd-Continental-Automobilquote".

Bingemers amüsiert-befremdetes Gesicht sehe ich noch heute vor mir, als er sichtlich bemüht und mit deutlicher Betonung der letzten Silbe bemerkte: „Sehr schöne Arbeit, Herr Müller – aber vielleicht etwas theoretisch.“ Mein Referat MSP (Mathematik, Statistik, Personal Computer) wurde dann jedenfalls schnell auch unter einem weiteren Namen bekannt: ‚Müllers Spiel-Paradies‘“.
Der Einstieg ins PC-Zeitalter: Anzeige für Sharp-PC, 1982
Der Einstieg ins PC-Zeitalter: Anzeige für Sharp-PC, 1982

Die ersten „richtigen“ PCs kamen dann ab Mitte der 1980er-Jahre zum Einsatz. Es handelte sich um große, graue Kästen von IBM mit einem grünen oder bernsteinfarbenen Monitor – zunächst ein Gerät pro Abteilung. Die PCs waren reine Stand-alone-Lösungen ohne Verbindungen miteinander oder zum Zentralrechner. Standard-Software war damals das Programm Framework von Ashton Tate. Am späteren Nachmittag beliebter war aber das Spiel „Larry Laffer“: Da standen dann mehrere Kollegen um den Abteilungs-PC und verfolgten die Abenteuer von „Leisure Suit Larry“.

Computerspiele zogen mit dem Heimcomputer auch in die Freizeit ein.
Computerspiele zogen mit dem Heimcomputer auch in die Freizeit ein.
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