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Deutsche Boom­jahre

Eingebunden in die westeuropäische Staatengemeinschaft und beflügelt von großzügiger finanzieller Unterstützung der Amerikaner durch den Marshallplan, begann der beispiellose wirtschaftliche Wiederaufstieg Westdeutschlands. Neben der Bauwirtschaft wurde die Autoproduktion im Laufe der Zeit zum wichtigsten Motor des Wirtschaftswunders.

In den ersten Nachkriegsjahren dienten meist Fahrrad, Bus und Bahn als Verkehrsmittel. Die wenigen vorhandenen Autos stammten größtenteils aus der Vorkriegszeit. Die Motorisierung breiter Massen begann meist mit der Anschaffung eines Motorrads der Marken DKW, NSU, Zündapp oder BMW. Zum frühen Kultfahrzeug avancierte der Vespa-Roller aus Italien.

Motorroller in München, 1955
Mobil, auch wenn man sich kein Auto leisten konnte: Motorroller, München 1955

Nach der Währungsreform 1948 stieg zunächst der Lastkraftwagenverkehr an. 1950 rollten 358.000 Lastwagen über deutsche Straßen, 1957 waren es fast 600.000. 1957 überstieg die Zahl der zugelassenen Pkws erstmals die der Motorräder: 2,3 Millionen Krafträder standen 2,4 Millionen Autos gegenüber. Kleinstautos wie der Messerschmitt-Kabinenroller und das Goggomobil schafften Mobilität auch mit geringen Finanzmitteln. Zu den populärsten Kleinstwagen gehörte die dreirädrige BMW Isetta 300, der verbesserte Nachbau eines Kabinenrollers der Mailänder Iso-Werke.

Der große Traum des kleinen Mannes war aber der Volkswagen. Seine 24,5 PS ermöglichten 1950 eine Höchstgeschwindigkeit von 105 Kilometern pro Stunde. Dank kräftiger Einkommenssteigerungen wurde der Käfer in den 1950er-Jahren für Millionen erschwinglich und zum Symbol des Wirtschaftswunders.

Auf den vielen neuen Straßen und durch die autogerecht wiederaufgebauten Städte rollte eine große Vielfalt von Autotypen – von den oftmals skurrilen Kleinstwagen bis zu chromverzierten Luxuskarossen wie dem Opel Kapitän. Und mit ihren neuen Autos zog es die Menschen im Urlaub in den Süden: Italien wurde zum Traumziel vieler Deutscher, die erstmals überhaupt eine Reise ins Ausland unternehmen konnten.

Westdeutschland stand jedoch mit rund 4 Millionen Fahrzeugen im Jahr 1960 erst am Beginn eines Autobooms. Die Nachteile der zunehmenden Motorisierung – Staus, steigende Unfallzahlen, Lärm und Abgasbelastungen – waren damals bereits deutlich spürbar.

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