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100 Jahre E+S Rück­versicherung AG

Aufbruch in der Kfz-Ver­sicher­ung

Zum 1. Januar 1962 wurde in Deutschland der Kfz-Einheitstarif abgeschafft. 1933 war auf Druck der NS-Regierung ein einheitlicher Tarif für die Kfz-Versicherung eingeführt worden, der mit leichten Änderungen immer noch galt. Das hieß: Die Prämien waren marktweit gleich; es gab keinen Wettbewerb um den Preis. Die individuellen Kosten eines Versicherers spielten in der Konkurrenz zum Markt keine Rolle.

Mit der Freigabe der Tarife konnten die Autoversicherer nun ihre Prämien selbst kalkulieren. In der wichtigsten Sparte der deutschen Kompositversicherung gab es damit erstmals seit Jahrzehnten wieder echten Wettbewerb. Bei Versicherern mit niedrigen Kosten wirkte das wie ein Startsignal für Wachstum, denn sie konnten jetzt gegenüber der teureren Konkurrenz bei den Kunden mit günstigeren Prämien punkten. 1962 war damit das Fundament für den Siegeszug einiger Versicherer in der Autoversicherung gelegt, der bis heute anhält. Auf die weitere Geschichte der Eisen und Stahl sollte sich die Freigabe des Kfz-Tarifs entscheidend auswirken.

Ein deutsches Sekretariat in den 1950er-Jahren
Ein deutsches Sekretariat in den 1950er-Jahren

Bis in die 1960er-Jahre hinein hatte sich am Geschäftsmodell der Eisen und Stahl wenig verändert. Wie seit der Gründung vereinbart wurde der überwiegende Teil des Geschäfts an Gerling weitergegeben. Die festgelegte Mindestabgabequote lag bei 70 Prozent. Und im Wesentlichen wurde die Rückversicherung organisatorisch vom Gerling-Konzern abgewickelt. Jede kleine Veränderung der Abgabenquote war problematisch und Gegenstand langwieriger Diskussionen zwischen dem Haftpflichtverband und Gerling.

Die Eisen und Stahl in Düsseldorf war damals ein Kleinunternehmen, das an den großen Haftpflichtverband in Hannover und an den noch größeren Gerling-Konzern in Köln angeschlossen war. Es beschäftigte nur vier Mitarbeiter, die verteilt auf drei Räume im Dachgeschoss des Gebäudes in der Graf-Adolf-Straße saßen. Der Vorstandsvorsitzende Klaus Frentzel, Vorstandsmitglied des Haftpflichtverbands in Hannover, war nur wenige Tage im Monat vor Ort in Düsseldorf. Udo Schubach, seit 1960 für das Unternehmen tätig und in späteren Jahren Vorstandsmitglied der Eisen und Stahl, erinnert sich an die Arbeitsabläufe in jener Zeit: Angebote an die Kunden und auch die sonstige Korrespondenz wurden meistens bei Gerling erstellt und auf Gerling-Briefpapier von Köln nach Düsseldorf gesandt. Dort wurden sie dann noch einmal neu auf Eisen-und-Stahl-Briefpapier abgetippt und an die Kunden verschickt.

Hans Gerling mit Udo Schubach
Hans Gerling mit Udo Schubach
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Dr. Marc Surminski, Chefredakteur der Zeitschrift für Versicherungswesen, Hamburg
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