Neue Führung, neue Strukturen, neuer Name
1934 gab der langjährige Vorstandsvorsitzende Robert Gerling aus gesundheitlichen Gründen seinen Posten auf. 1935 starb der Gründer und Chef des Gerling-Konzerns. Sein Nachfolger bei der Eisen und Stahl wurde zum 1. Juni 1934 Kurt Wicke, der zuvor bereits Vorstandsmitglied gewesen war. Er sollte bis 1955 an der Spitze des Unternehmens stehen – ein besonderes Beispiel für Führungskontinuität in Zeiten größter politischer und wirtschaftlicher Umbrüche.
Mit Wicke übernahm ein Vertreter des Haftpflichtverbandes und der Kundenseite der Eisen und Stahl die Führung: Er war Vorstandsmitglied des Haftpflichtverbandes und Direktor der Maschinenbau- und Kleineisenindustriegenossenschaft Düsseldorf. Zu den Berufsgenossenschaften hatte die Eisen und Stahl Rück die Geschäftsbeziehungen seit Jahren kontinuierlich ausgebaut. Mit der Berufung Wickes war die Personengleichheit an der Spitze von Gerling und dessen Minderheitsbeteiligung an der Eisen und Stahl beendet.
Die zweite einschneidende Veränderung: Das Verhältnis zu Gerling wurde auf eine neue Grundlage gestellt. Der Gerling-Konzern ordnete 1936 sein Beteiligungssystem in den „Interessengesellschaften“ neu: 18 Versicherer wurden mit der Gerling Allgemeinen verschmolzen. Nur die Eisen und Stahl blieb als selbstständige Gesellschaft erhalten. Der Grund: Als Rückversicherer des Haftpflichtverbandes (der auch Mehrheitsaktionär war) hätten dessen Vertreter eine Fusion mit Gerling nicht für zweckmäßig gehalten, wie es im Geschäftsbericht von 1936 hieß. Anstelle des bisherigen „Interessengemeinschaftsvertrages“ wurden nun neue Verträge geschlossen, die die Zusammenarbeit des Haftpflichtverbandes mit Gerling regelten. Diese wurden die Basis für das Geschäft der Eisen und Stahl im Zusammenspiel mit Gerling bis in die 1960er-Jahre hinein. Seit 1936 bilanzierte das Unternehmen seine Ergebnisse auch in einem eigenständigen Geschäftsbericht.
Die dritte Veränderung: Da ein Ausbau des Direktversicherungsgeschäfts aus kartellrechtlichen Gründen nicht möglich war, beschlossen die Aktionäre, den Namen des Unternehmens Anfang 1937 in „Eisen und Stahl Rückversicherungs-Aktiengesellschaft“ zu ändern. Damit wurde nun auch im Namen offiziell deutlich, welchen Geschäftsschwerpunkt das Unternehmen seit der Gründung tatsächlich hatte: die Rückversicherung. Gleichzeitig wurde auch der Sitz des Unternehmens von Köln nach Düsseldorf verlegt, wo man schon seit Längerem eine Zweitniederlassung unterhalten hatte. Der neue Hauptfirmensitz der Eisen und Stahl Rück lag dort nun in der Kreuzstraße 45.